„Die Schönheit des Alltags ist seit jeher ein wesentliches Element menschlicher Ausdrucksfähigkeit“

Von Anbeginn meiner Tätigkeit als künstlerisch gestaltende Handwerkerin habe ich die Möglichkeit sehr geschätzt, nicht nur zu entwerfen, sondern die Entwurfsideen auch handwerklich umzusetzen. Damit sehe ich mich in der Tradition all jener Menschen, denen die „Schönheit des Alltags“ ein besonderes Bedürfnis war und die, inspiriert nur von ihrem Lebensumfeld, kleine Kunstwerke geschaffen haben, indem sie die Dinge des täglichen Gebrauchs besonders gestalteten. Damit waren sie, ohne es zu wissen, auf ihre Art Designer.

Einen besonderen Platz in meiner Inspiration nimmt die Farbigkeit Zentralasiens und des Orients ein. Wie viele „Märchen aus tausend und einer Farbe“ haben dort ihren Anfang genommen und an meinem Webstuhl ihre Fortsetzung gefunden.

Auf diese Weise haben die auf den grauen Steindächern Nordpakistans zum Trocknen aufgelegten, leuchtend farbigen Marillen ihren Weg gefunden in manchen meiner Leinenpölster, oder das gewagte Farbenspiel aus Dunkelrot und Pink im Gewand eines ladakhischen Mönchs ist in einem Teppich aus Ziegenhaar wiedergekehrt, um nur zwei von unzähligen Anregungen zu nennen.

Die Wahrnehmung der Welt in ihren vielen Farben ist eine niemals versiegende Inspirationsquelle, jedes gewebte Stück erzählt seine eigene Geschichte, der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt.

Bei meinen gewebten Arbeiten lege ich vor allem Wert auf zwei Dinge: zum einen, dass das verwendete Material edel und gut ist, sei es Leinen für die Pölster, Seide oder Alpaka für die Schals, robustes Ziegenhaar für die Teppiche oder feine Schafwolle für die Decken, die nach dem Weben mit Kardendisteln aufgeraut werden. Zum anderen ist mir die Farbigkeit wichtig, die in der prallen, oft ungewöhnlichen Art der Verwendung ein Charakteristikum meiner Arbeiten darstellt.

Das Repertoire der Werkstatt umfasst Leinenpölster und Wolldecken genauso wie Seidenschals in unterschiedlichen Formaten und Strukturen. Einen Schwerpunkt bilden immer mehr die fest gewebten, kelimartigen Bodenteppiche in streng geometrischen, reduziert modernen Entwürfen und im Gegensatz dazu ornamental, floral gemusterte Wandteppiche, bei denen auf festem Kelimgrund Muster in Nadelfilztechnik „gemalt“ werden.